Kurz vor Jahresfrist ging es an diesem Samstagnachmittag auf der Autobahn gen Prag. Ziel war der Vorort Kladno. Der heimische Eishockeyklub Rytiri Kladno empfing Sparta Praha zum Derby. Eigentümer von Rytiri Kladno ist übrigens kein geringerer als Jaromir Jagr, der aus Kladno stammt.

28.12.2013: Rytiri Kladno – HC Sparta Praha 5:4 n.V. (2:0,2:0,0:4,1:0), 4.135 Zuschauer
Sparta ließ zu Beginn keinen Zweifel aufkommen, warum sie mit 136 Tore in 32 Spielen die mit Abstand beste Offensive der Extraliga auf das Eis schicken. Kladno mühte sich defensiv, konnte aber kaum für Entlastung sorgen. Es rollte Angriff um Angriff auf das Tor von Chábera. In der 14. Minute bot sich Kladno in Überzahl die Mögelichkeit sich auch mal im gegnerischen Drittel zu zeigen, und wie! Ein sehenswerter Pass aus der eigenen Hälfte von Rudovský auf Kuchler, der zunächst an Pöpperle scheitert aber im Nachschuss dann doch erfolgreich war – 1:0. Die Partie danach ausgeglichen, der Tabellenvorletzte Kladno nun auf Augenhöhe mit dem einsamen Tabellenführer Sparta. Kurz vor der Drittelpause gab es nochmal Bully im Prager Drittel. Der Puck gelangte zurück zu Kaberle, der quer auf Černošek passt. Černošek zog ab, der Puck sprang von der Bande zurück vors Tor, wo Hořava goldrichtig stand und zum 2:0 einschob (18:51).
Auch zu Beginn des Mittelabschnitts drückte beide Mannschaften ordentlich aufs Tempo. Es ging hin und her. Sparta spielte in der 26. Minute im Powerplay. Die Gäste aus der Hauptstadt ließen Kladno nicht an den Puck kommen und hatten selbst die 100%ige Chance durch Kumstát zum Anschluss, aber es war wie verhext, der Puck war wieder nicht drin. Kladno in der Folge wieder komplett. Eberle ging einem verloren gegangenen Puck energisch hinterher und eroberte ihn zurück. Den anschließenden Konter versenkt Kuchler nach feiner Vorarbeit von Strnad zum 3:0 (27:51). Drei Minuten später wanderten zwei Sparta-Spieler auf die Strafbank und diese Möglichkeit ließen sich die Hausherren nicht nehmen. Procházka bekam den Puck an der blauen Linie von Kaberle serviert, zog ab und die Scheibe schlug hinter Pöpperle zum 4:0 ein (30:50). Pöpperle räumte danach seinen Kasten für Novotný. Im Gästeblock wurde im 2. Drittel auch etwas Pyro gezündet und so das CEZ-Stadion von einer Nebelschwade durchzogen.
Zu Beginn der 2. Drittelpause wurde der Gästeblock von den Ordner und der Polizei geräumt. Auslöser wohl der Verdacht, dass eine Sparta-Gruppierung (Youth Firm) ohne gültige Tickets im Gästesektor anwesend war.
Gleich nach Wiederbeginn war der Tore-Bann auf Seiten von Sparta endlich gebrochen. Philipp zog aus dem Halbfeld ab und Ivan Rachůnek fälschte den Schuss noch ab – 4:1 (41:44). Und die Aufholdjagd war nun in vollem Gange. Kladno wurde wie schon im 1. Drittel in der Defensive eingeschnürt und konnte sich kaum befreien. Procházka „köpfte“ einen hohen Pass in höchster Not nach oben ins Fangnetz und blieb kurz liegen (43:06). Der anschließende Angriff brachte den zweiten Treffer für die Gäste. Ton nutzte einen Abwehrfehler der Heimmannschaft und schob die Scheibe überlegt durch die Schoner von Chábera ins Tor – 4:2 (43:21). Kurz darauf gab es eine weitere gute Gelegenheit für Sparta. Kladnos Defensive in dieser Phase vogelwild, aber mit Glück als der Puck auf der Torlinie entlangrutschte. Und die Gästefans sind teilweise zurück, die besagte Gruppe „Youth Firm“ aber nicht mehr. Und nur weitere drei Minuten noch dem Treffer durch Ton war die Partie wieder völlig offen. Tomáš Rachůnek zog ab, der Schuss wurde geblockt, der Puck fiel aber genau vor den Schläger von Bahensky und der lupfte ihn mit der Rückhand ins Tor – 4:3 (46:58). Sparta drängt in der Folge auf den Ausgleich, Kladno aber wieder etwas besser drin in der Partie ohne wirklich offensiv aufzutreten. 1:24 vor dem Ende nahm Sparta dann eine Auszeit Sparta und Novotný vom Eis – Endspurt – alles oder nichts! Vom Bully weg wühlten sich die Sparta-Spieler vor das gegnerische Tor und hielten den Puck im Angriffsdrittel. Der Puck wurde an der Bande eingeklemmt und festgemacht. In den letzten Sekunden kam der Puck dann vors Tor und es entwickelte sich ein Gewühl, der Puck springt zurück an die blauen Linie, Krejčík verlädt einen herauseilenden Verteidiger (klasse Körpertäuschung!) und zog ab. Von der Bande sprang der Puck zurück vors Tor und Buchtele steht am kurzen Pfosten und schoss aus spitzem Winkel zum 4:4 ein (59:51) – Verlängerung.
Die Verlängerung (mit vier gegen vier) lief keine volle Minute, da passte Kuchler aus der Ecke wunderschön auf den heraneilenden Kaberle, der Novotný umkurvt und einschob – 5:4 (60:56).
Kladno gewann das Derby gegen Sparta nach Verlängerung mit 5:4. Das Spiel insgesamt auf einem hohen Niveau und wieder einmal nicht zu vergleichen mit dem Geschehen in der heimischen Liga. Für 90 Kronen für den Stehplatz in diesem echten old-school Stadion wurde feinste Eishockey-Unterhaltung geboten. Der Besuch hat sich gelohnt.
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