Vom Nürnberger Stadionsprecher als „Derby“ angekündigt entwickelte sich die Montagabendpartie zwischen dem 1. FCN und den Löwen aus München besonders in Halbzeit zwei zu einem offenen Schlagabtausch. Beide Teams waren nicht sonderlich gut in die neue Saison gestartet. Nach einer Auftaktniederlage konnte zumindest der Club sein zweites Spiel gewinnen, die 60er fuhren den zweiten Nuller ein. Nun ging es also unter Flutlicht zum fränkisch-oberbayrischen Duell:
Nürnbergs Nordkurve gedachte mit einer Choreografie dem 2005 verstorbenen Nürnberger Liedermacher Maximilian Kerner („Iech bin a Clubbberer“). Und nach einer Schweigeminute für den verstorbenen Ex-Aufsichtsrat Peter Schmitt konnte es losgehen. Die Löwen kamen dabei deutlich besser in die Partie als die Hausherren. Hain kam nach fünf Minuten zum ersten Abschluss. Sein Schuss wurde von Brecko zur Ecke abgewehrt. Nach 17 Minuten flankte Adlung einen Freistoß an den zweiten Pfosten, wo Hain hochstieg und den Ball ans Außennetz köpfte. Von Nürnberg war bis dahin nicht viel zu sehen. Die angedeuteten Torabschlüssen stellten kein Problem für Münchens Schlussmann Eicher dar. In der 23. Minute brannte es dann lichterloh im Nürnberger Strafraum. Zunächst drang Oktotie mit Schwung in den Strafraum ein und setzte den Ball passgenau an die Querlatte. Den Abpraller schnappte sich Adlung, flankte zur Mitte und Hain köpfte gegen den Laufrichtung von Kirschbaum haarscharf am Tor vorbei. Der Club mühte sich weiterhin, konnte aber kaum offensive Akzente setzen. Aber auch die Gäste aus der Landeshauptstadt machten zu wenig aus ihrer Überlegenheit. Nach einer Brecko-Flanke packte Eicher in der 38. Minute vor Burgstaller zu. Nur eine Minute später wurde ein ungewollter Torschuss von Burgstaller richtig gefährlich. Eicher wehrte den strammen Schuss aus spitzem Winkel mit beiden Fäuste zur Seite ab. Auf der Gegenseite versuchte es Adlung aus der Distanz, aber Kirschbaum fischte den Versuch aus dem Winkel. Blum näherte sich mit einem Schuss dem Gästeghäuse an, aber auch da fehlte noch ein gutes Stück (44.). Mit dem Pausenpfiff fiel dann der verdiente Führungstreffer für die Sechzger. Okotie köpfte eine Adlung-Ecke an den Pfosten und Bülow staubte per Kopf zum 0:1 ab. Pause!
Nach der doch eher mauen ersten Spielhälfte wirkte der Führungstreffer für 1860 wie ein Dosenöffner für dieses Spiel. FCN-Trainer Weiler wechselte zur Pause gleich zwei Mal und brachte Gislason und Füllkrug für Schöpf und Behrens. In der 54. Minute zieht Wolf nach einem geblockten Schuss ab und der Ball schlägt im Nürnberger Gehäuse ein – 0:2? Schiedsrichter Kampka und sein Assistent auf der Haupttribüneneseite verweigern dem Treffer jedoch die Anerkennung, da sie ein aktives Eingreifen von Okotie, der passiv im Abseits stand und Kirschbaum nicht die Sicht nahm, ausgemacht hatte. Puh, sah im Stadion eher nach einem regulärem Treffer aus. Während die Löwenspieler noch jubelten bzw. reklamierten, machten die Nürnberger (wie die Sankt Paulianer gegen Fürth am Sonntag) das Spiel schnell und Blum spitzelte den Ball in den Lauf von Burgstaller, der sich nicht zweimal bitten ließ und zum 1:1 einschoss (54.). Das Spiel war nun ergebnistechnisch wieder völlig offen. Adlung hatte mehrere gute Szenen im Spiel und auch in der 62. Minute musste sich Kirschbaum nach einem Adlung-Schuss mächtig strecken. Auf der Gegenseite ließ Brecko seinen Gegenspieler am Strafraum stehen, passte scharf vors Tor und Stark, der seinen Bewacher abgeschüttelt hatte, schob aus kurzer Distanz zur Nürnberger Führung ein (63.). Das kam nun wirklich überraschend und stellte den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf. Als die mitgereisten Löwenanhänger eine Viertelstunde vor dem Ende mit ihrer Pyro-Show loslegten, dauerte es nicht lange und im Gästeblock brach lautstarker Jubel aus. Nürnberg bekam den Ball nach einer Flanke nicht entscheidend aus der Gefahrenzone und Adlung packte im Rückraum den Hammer aus und zimmerte den Ball zum 2:2 in die Maschen. Nur eine Minute nach dem Ausgleich war es erneut Adlung, der sich in Szene setzen konnte. Sein Freistoß schrammte nur knapp am Nürnberger Gehäuse vorbei. In der Schlussphase hatten die Gäste mehrere hochkarätige Torchancen. Zunächst köpfte Kapitän Schindler nach einer Ecke an den Pfosten, danach scheiterte der eingewechselte Mulic aus fünf Metern an Kirschbaum.
Dann war Schluss im Grundig-Stadion. Für die Nürnberger war es nach dem Spielverlauf ein echter Punktgewinn. Für den TSV 1860 München war hier deutlich mehr drin, wenn die Chancenauswertung gepasst hätte. So traten die Gäste die Heimreise mit nur einem Punkt im Gepäck an.
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1. FC Nürnberg – TSV 1860 München 2:2 (0:1)
Nürnberg: |
Kirschbaum – Brecko, Hovland, Bulthuis, Stark, Polak, Petrak, Burgstaller (86. Kutschke), Behrens (46. Füllkrug), Schöpf (46. Gislason), Blum Ersatz: Rakovsky (ETW) – Sylvestr, Möhwald, Leibold |
1860 München: |
Eicher – Kagelmacher, Schindler, Bülow, Wittek, Degenek, Adlung, Claasen (90. Vollmann), Wolf (87. Mulic), Okotie, Hain (68. Mvibudulu) Ersatz: Ortega (ETW) – Rodnei, Simon, Kovac |
Tore: | 0:1 Bülow (45.), 1:1 Burgstaller (54.), 2:1 Stark (63.), 2:2 Adlung (74.) |
Zuschauer: | 36.547 |
Schiedsrichter: | Robert Kampka |